Im Rahmen eines Vordiploms sowie einer Semesterarbeit am Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien wurde in den Jahren 2016/17 ein turkmenischer Knüpfteppich behandelt.
Das kostbare Sammlerstück stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert. Augenfälligstes Merkmal sind seine geometrische Ornamentik sowie die rotbraune Farbe. Der orientalische Teppich wurde von den Yomut Nomaden nach traditioneller Methode aus Wolle handgeknüpft und als Hauptteppich bei feierlichen Anlässen auf dem Boden des Zeltes ausgebreitet. Aufgrund von Musterung und technischer Merkmale kann er der sogenannten „Adlergruppe“ zugeordnet werden.
Heute ist der großformatige Teppich an Ober- und Unterkante beschnitten; er misst 274 cm in der Länge und 177 cm in der Breite. Die Schmalseiten sind mit dekorativen Fransen eingefasst, die Längsseiten farblich passend gekettelt.
Obwohl der Teppich keiner ständigen Benutzung ausgesetzt war, weist er zahlreiche Schadstellen auf. Besonders auffallend sind größere Löcher, die im Zuge von Reparaturmaßnahmen originalgetreu neu eingeknüpft wurden und sich inzwischen vom übrigen Teppich abheben. Kleinere Fehlstellen wurden durch rückseitig aufgebrachte Klebebänder gesichert. Auch ein anderes Teppichstück wurde zur Ausbesserung eingesetzt. Die exponierten Fransen und seitlichen Kanten sind abgenützt, die Fixierung und weiter innen liegende Knoten begannen sich aufzulösen.
Nachdem der Teppich bei einer Auktion ersteigert wurde, sollte er auf Wunsch des neuen Besitzers am Institut gereinigt, konserviert und nötigenfalls restauriert werden. Ziel war ein gepflegtes Erscheinungsbild mit Alters- und Gebrauchsspuren.
Im Vortrag wird der Umgang mit den Altreparaturen diskutiert: Welche sind aus konservatorischer Sicht bestandsgefährdend, werden als Verfälschung des ursprünglichen Zustands angesehen bzw. als optisch störend empfunden? Welche müssen zum Erhalt des Objektes zwingend entfernt, welche können gegebenenfalls belassen werden?
Um diese Fragen zu klären, wurde der Teppich zunächst nach neuesten konservierungs- technischen Methoden untersucht, bewertet und kunsthistorisch eingeordnet. Basierend auf der Bestands- und Zustandserfassung wurde ein Maßnahmenkonzept erstellt.
Der Schwerpunkt der praktischen Arbeit lag im Entfernen der Klebestreifen sowie der Sicherung der Fehlstellen und Fixierung des Teppichs mit sich auflösender Knotenreihen. Unterschiedliche nähtechnische Methoden waren notwendig, um die verschiedenen Schadensstufen zu behandeln. Kleinere Fehlstellen wurden durch farblich passend eingefärbtes Wollgewebe neutral belassen, eine größere dagegen durch partielles Färben mustermäßig ergänzt. Die Fransen wurden entfernt, der ausgefranste Kelimansatz durch einen unterlegten Gewebestreifen optisch begradigt. Abschließend erhielt der Teppich noch eine neue Kettelung.
Programm und Zusammenfassung der Vorträge